Alle vier Jahre fällen die Förster am Ägerisee ihre Bäume. Der Bergwald dort ist so steil, dass kein Kran hinkommt und so nah am Seeufer, dass ein Lastwagen glatt versaufen würde. Also bauen die Holzfäller ein Floss und treiben die Bäume über den See.
«Chunnt», ruft der Förster von oben, aus dem Wald. Es rumpelt. «Chunnt guet!» Das Donnern schwillt an, die Zuschauer auf dem kleinen, matschigen Waldweg am Seeufer werden nervös. Äste knacken, Rinde splittert, dann kommen die Baumstämme. In einem Höllentempo holpern sie aus der Böschung, der Dreck spritzt, die Stämme gleiten ins Wasser und treiben in Richtung Seemitte. Einer von ihnen war eine Buche. Sie geht sofort unter. «Laubholz schwimmt nicht», erklärt Förster Roman Merz trocken.
Das Reisten, wie das Baumstammrutschen heisst, ist Teil einer Holzfällertradition, die einst allgegenwärtig war und heute nur noch am Ägerisee existiert: das Flössen.
Beitrag in der «Tierwelt» vom 10.3.2016.
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